Labor-IGeL als Chance

ARZT & WIRTSCHAFT (2002)
Labor-IGeL als Chance

Gesundheitspolitische Kommentare von Dr. med. Lothar Krimmel

Die Labormedizin hat in der Ärzteschaft ein schlechtes Image. Durch die Gazetten geistert die Mär von den angeblich viel zu reichen Laborärzten und der Kassenarzt erhält „Bonuspunkte“, wenn er weniger Aufträge an den Laborarzt gibt.

Dabei ist die Labordiagnostik einer der großen Hoffnungsträger für die Medizin des 21. Jahrhunderts. Dies gilt für Vorsorge und Prävention ebenso wie für Wellness und Anti-Aging, vom Potenzial der aufkommenden genetischen Diagnostik ganz zu schweigen. Laborgestützte Beratungsleistungen aus diesen Bereichen könnten für einen Großteil der Ärzteschaft zu einem wichtigen wirtschaftlichen Standbein auf dem Sektor der Individuellen Gesundheitsleistungen werden.

Durch das konkrete Untersuchungsergebnis erschließen sich dem Patienten die Vorteile der individuellen Labordiagnostik häufig unmittelbarer als bei manchen anderen IGeL-Angeboten. Allerdings ist die Laborleistung keineswegs eine vorwiegend technische ärztliche Verrichtung. Die größte Bedeutung aus Patientensicht haben vielmehr die individuelle Indikationsstellung und die individuelle ärztliche Beratung auf der Grundlage des Laborergebnisses.

Allerdings gehen viele GKV-Patienten – teilweise gestützt auf falsche Auskünfte von Krankenkassen – häufig davon aus, mit der Vorlage der Chipkarte seien sämtliche Beratungsleistungen abgegolten, also auch die Beratung zu laborgestützten IGeL-Angeboten. Tatsächlich darf der Arzt jedoch sowohl die Ordinationsgebühr des EBM als auch eine GOÄ-Beratungsleistung abrechnen, wenn das Beratungsgespräch sowohl kassenärztliche als auch privatärztliche Anliegen berührt.

Nach dem Starter-Kit für Euro-Nutzer nun
das Start-Paket für laborgestützte Beratungsleistungen

Zur Erleichterung eines hochwertigen Angebots laborgestützter Beratungsleistungen hat die MedWell Gesundheits-AG in diesen Tagen vielen Ärzten ein umfangreiches Start-Paket ins Haus geschickt: Gemeinsam mit Präventionsexperten wurden zwölf Labor-IGeL-Angebote zusammengestellt – von der Untersuchung des genetischen Thrombose-Risikos bis zur Hormondiagnostik im Rahmen von Anti-Aging-Programmen. Durch die von MedWell organisierte gemeinsame Abrechnung der Laborleistung und der Beratungsleistung gegenüber dem Patienten resultiert eine komfortables „Ein-Preis-Angebot“, das dem Arzt die eigenständige Privat-Abrechnung seiner Beratungsleistungen erspart.

Diese neue Labor-IGeL-Strategie hat gleich drei positive Effekte: das kassenärztliche Labor-Budget wird um individuelle Diagnose-Wünsche von Patienten entlastet, der Arzt stärkt sein privatmedizinisches Praxissegment und die ärztliche Kompetenz in diesen neuen Märkten wird unterstrichen.

Denn die aktive Besetzung laborgestützter Beratungsangebote im Vorsorge- und Wellness-Bereich entscheidet auch darüber, ob die niedergelassenen Ärzte auf diesem Feld künftig überhaupt noch als kompetente Ansprechpartner wahrgenommen werden. Apotheken, Fitness-Studios und selbsternannte „Präventologen“ sind bereits massiv in diesen Zukunftsmarkt eingedrungen und werden eine weitere Zurückhaltung der Ärzte gerne nutzen, um sich den Patienten und Gesundheits-Kunden als neue Gesundheitsdienstleister anzubieten.

Autor
Dr. med. Lothar Krimmel

Quellenangabe
KRIMMEL, Dr. med. Lothar: Labor-IGeL als Chance – Ceterum Censeo: Gesundheitspolitische Kommentare von Dr. med. Lothar Krimmel. In: ARZT & WIRTSCHAFT (verlag moderne industrie GmbH, 86899 Landsberg), 02/2002

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