Labormarkt

Dr. med. Lothar Krimmel

Dr. med. Lothar Krimmel als Geschäftsführer der Bioscientia GmbH

Einblicke in die Labormedizin aus abrechnungstechnischer Sicht erhielt Dr. Krimmel bereits im Zuge der von ihm als Leiter des KBV-Gebührenordnungsreferats mitgestalteten EBM-Reform 1987 sowie seiner Tätigkeit als verantwortlicher Autor des GOÄ-Kommentars des Deutschen Ärzte-Verlags ab Anfang der 90er Jahre. Nachdem ihn Vergütungs- und Strukturfragen der Labormedizin als KBV-Dezernent in den gesamten 90er Jahre begleitet hatten, intensivierte sich sein Fokus auf die Labormedizin zu Beginn der 2000er Jahre, als die Etablierung von Labor-IGeL-Konzepten zu einem der Schwerpunkte der Geschäftstätigkeit seiner MedWell Gesundheits-AG wurde.

Nach Übernahme der MedWell AG durch die DKV bahnte diese Nähe zur Labormedizin dann im Jahr 2003 seinen Wechsel in die Geschäftsführung der Bioscientia Institut für Medizinische Diagnostik GmbH in Ingelheim. Die folgenden fünf Jahre waren für ihn, aber auch für die deutsche Labormedizin eine sehr spannende Zeit. Aufgrund des hohen Automatisierungsgrades in der Laboranalytik und der angesichts der Unternehmensgrößen notwendigerweise komplexen Organisationsstrukturen sind laborärztliche Unternehmen geradezu prädestiniert, die mit dem GKV-Modernisierungsgesetz ab 2004 bestehende Möglichkeit der MVZ-Gründung für die Reorganisation ihrer Unternehmensstruktur zu nutzen. Bioscientia als führender deutscher und europäischer Labordienstleister mit über 1.000 Mitarbeitern und mehr als 100 Millionen Euro Jahresumsatz hat diese Option in den Jahren 2004 bis 2007 als erster deutscher Laborverbund konsequent genutzt und seine Strukturen komplett umgestellt. Inzwischen sind die meisten deutschen Labore diesem Beispiel gefolgt.

Eine weitere bestimmende Größe im ersten Jahrzehnts des neuen Jahrtausends war für die Labormedizin der unaufhaltsame Trend zur Konzentration, der durch den anhaltenden Preisdruck im EBM eingeleitet wurde. Treibende Kraft war dann jedoch eine eher schlichte demographische Tatsache: die Gründergeneration der ambulanten Laborversorgung hatte sich in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts niedergelassen und suchte bzw. sucht nunmehr in fortgeschrittenem Lebensalter eine Lösung für den Verkauf der zu beträchtlicher Größe angewachsenen Praxis-Unternehmen. Da ein Labor unter einem Jahresumsatz von 10 Millionen Euro heute kaum mehr wettbewerbs- und damit überlebensfähig ist, handelt es sich um entsprechend hohe Unternehmenswerte, so dass ein Kauf durch junge Laborärzte als Praxisnachfolger kaum noch realisiert werden kann. Als Käufer treten vielmehr regelmäßig größere bestehende Labore oder auch sehr große Laborunternehmen aus dem In- und Ausland auf. Einen guten Überblick über aktuelle Tendenzen im Labormarkt bietet ein Beitrag von Prof. Borges.

Auch bei Bioscientia stellte sich das Problem der Nachfolgeregelung, da der geschäftsführende Mehrheitsgesellschafter das Unternehmen und die Mitarbeiter mit seinem altersbedingten Ausscheiden in eine sichere Zukunft führen wollte. Nach intensiver Partnersuche entschieden sich die Gesellschafter im August 2007 schließlich für den Verkauf ihrer Anteile an den in Australien beheimateten, jedoch weltweit operierenden Labordienstleister Sonic Healthcare. Im Frühjahr 2008 schied Dr. Krimmel dann auf eigenen Wunsch aus der Geschäftsführung der Bioscientia GmbH aus und widmete sich fortan ausschließlich seiner Tätigkeit als Geschäftsführer der von ihm gegründeten IMAGE Institut für Management im Gesundheitsmarkt GmbH.

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